Übergang vom Kindergarten zur Grundschule

Was brauchen die Großen! – Konzept für die pädagogische Begleitung von Kindern beim Übergang vom Kindergarten zur Grundschule.

Der Bildungsprozess des Menschen beginnt mit der Geburt. Bildung wird verstanden als Entfaltungsvorgang eines Individuums, als Entwicklung der Persönlichkeit in der Auseinandersetzung mit der sozialen, kulturellen und dinglichen Umwelt. Kinder sind in ihren Entwicklungsprozessen auf Erwachsene angewiesen. Sie werden bei ihren Lernerfahrungen gestärkt, wenn sie eine frühzeitige und nachhaltige Begleitung erfahren, die ihre natürliche Lernbegeisterung aufgreift und unterstützt. Daran beteiligt sind zunächst Eltern, Familie und das soziale Umfeld des Kindes.
Spätestens nach Eintritt in den Kindergarten sind die pädagogischen Fachkräfte der Tageseinrichtungen für Betreuung, Bildung und Erziehung mitverantwortlich. Eltern und Erzieherinnen gehen eine Erziehungspartnerschaft ein, d.h. sie beobachten gemeinsam die Entwicklung des Kindes, tauschen sich aus und geben Impulse.

In dieser Zeit ändert sich mit zunehmendem Alter das Interesse der Kinder. Diese Veränderungen werden die pädagogischen Fachkräfte beobachten, wahrnehmen, analysieren und dokumentieren. Sie müssen ihr pädagogisches Handeln (individuelle Impulse, Angebote) danach ausrichten.

WanderungDas Konzept der pädagogischen Begleitung der Kinder während des Übergangs vom Kindergarten zur Grundschule, gibt Eltern, Kooperationslehrer(inne)n und anderen Interessierten Einblick in die pädagogische Arbeit in dieser Übergangszeit. Für die Fachkräfte in der Einrichtung ist es eine verbindliche Leitlinie für ihr pädagogisches Handeln und sichert eine professionelle und zielorientierte Begleitung dieses Übergangsprozesses.

Früher glaubte man, man müsse nur abwarten, bis ein Kind reif für die Schule sei – daher der Begriff „Schulreife“. Heute weiß man, dass das nicht ausreicht, damit das Kind die Kompetenzen erlangt, die es braucht, um die Schule zu meistern. Der Begriff „Schulreife“ hat sich umgangssprachlich erhalten, während in der Fachsprache der Begriff „Schulfähigkeit“ manchmal auch „Schulbereitschaft“ bevorzugt wird.

„In der Geschichte der Einschulungsdiagnostik stellen die Begriffe „Schulreife“ und „Schulfähigkeit“ Meilensteine dar“, die weit auseinanderliegen. Während man bei der Verwendung des Begriffs „Schulreife“ lange Zeit davon ausging, dass man nur innere Reifungsprozesse des Kindes abwarten müsse, berücksichtigt der Begriff „Schulfähigkeit“ die „Unterschiedlichkeit von Kindern gleichen Alters bei gleichem Förderungsangebot und geht davon aus, dass Kinder je nach Ausgangslage und Lebensbedingungen auf Anreize, Hilfen und Unterstützung unterschiedlich reagieren und daher zu unterschiedlichen Zeiten mehr oder weniger „schulfähig“ sind.

Für das Kind ist das Ziel, die Schulfähigkeit zu erreichen eine zentrale Entwicklungsaufgabe. Dabei wird es unterstützt durch seine Familie, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tageseinrichtungen für Kinder und der Grundschule. Aus diesem Grund muss sich auch die Schule die Frage stellen, ob sie mit ihren Anforderungen und Methoden „reif“ ist für die ankommenden Kinder. (vergl. dazu Heidrun Bründel, Wie werden Kinder schulfähig?, Herder 2005, ISBN 3-451-28911-3)

 

Definitionen

Die Vorbereitung auf die Schule beginnt mit Aufnahme des Kindes in den Kindergarten und endet mit dem Eintritt in die Grundschule. Im letzten Kindergartenjahr beginnt die verdichtete Phase des Übergangs vom Kindergarten zur Grundschule, die eine besondere Bedeutung hat. (vergl. dazu Orientierungsplan Bildung und Erziehung für Kindergärten Tageseinrichtungen für Kinder in Baden Württemberg)

In diesem Übergang verdichten sich Anforderungen und Erwartungen und rücken stärker ins Bewusstsein. Gleichzeitig muss die Anpassung an die neue Situation (System Grundschule) in relativ kurzer Zeit geleistet werden. Die grundlegende Vorbereitung auf die Schule betrifft sowohl die „Kann-Kinder“ (tatsächlicher Wechsel noch offen) als auch die „zukünftigen Schulanfänger“ (Wechsel steht fest).

An der letzten Phase vor dem Übergang nehmen nur die „zukünftigen Schulanfänger“ teil. Dabei geht es darum, sich als Gleichaltrigengruppe zu erleben und die wichtigsten Abläufe, Regeln, Personen und Räume der Grundschule kennen zu lernen.

 

Pädagogische Ziele – Ziele von Anfang an

Mit allen Kindern der Gruppen, wird das Abschiednehmen und Loslassen thematisiert. In einer altersgemäßen ganzheitlichen Förderung im motorischen, sozialen, kognitiven und emotionalen Bereich werden Bildungsanreize geschaffen. Die Kinder werden bei der Entwicklung eines positiven Selbstbildes, von Selbstvertrauen und Selbständigkeit unterstützt und herausgefordert. Die Kinder werden zur Lösung komplexerer Aufgabenstellungen herausgefordert und erhalten dabei von den pädagogischen Mitarbeiterinnen die notwendige Unterstützung. Die Berücksichtigung aller im Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten (OP-BA-Wü) genannten Bildungs- und Entwicklungsfelder ist gewährleistet.

 

Zusätzliche Ziele im letzten Jahr

Der Wechsel vom Kindergarten zur Grundschule wird für die Kinder zu einem sicheren Übergang, zur Brücke und nicht zum Bruch (OP-BA-Wü). So lernen die Kinder beispielhaft eine positive Gestaltung von Übergängen. In altersgerechten Aufgabenstellungen werden Neugier und Freude an der Schule geweckt. Die Kinder kennen die wichtigsten Ansprechpartner und Räumlichkeiten der Schule. Der Übergang wird gemeinsam mit den Eltern vorbereitet. Die Zusammenarbeit mit den Kooperationslehrer(inne)n im letzten Kindergarten Jahr ist sichergestellt.

 

Gestaltung der Übergangszeit im Kindergarten

Zu Beginn des letzten Kindergartenjahres melden sich die Kinder zum Schlaufuchstrefff an. Innerhalb vom Schlaufuchstreff finden Exkursionen, Projekte und Angebote statt die nur für und mit dieser Altersgruppe geplant werden. Es melden sich alle Kinder an, die dem Stichtag entsprechend eingeschult werden. „Kann Kinder“ sind, wenn es der Wunsch der Eltern ist, auch mit dabei. Unsere Handpuppe „Schlaufuchs“ ist Begleiter und „Gesprächspartner“ durch das letzte Jahr im Kindergarten. Er hat seinen Platz bei der Dokumentationswand „der Großen“. Beim ersten Treff werden feste Rituale besprochen, jeder bekommt einen Mitgliedsausweis, in dem auch besondere Wünsche, z.B. für Projekte, Spielpartnertreffs notiert werden. Das Lied vom Schlaufuchs wird zu einem Ritual und symbolisiert den Wunsch „stark für die Schule zu werden. Jedes Kind erhält die sogenannte „Schulbox“ mit Farben, Bleistift, Spitzer, Schere, Klebestift und Radiergummi. Diese Box wird von den Kindern eigenverantwortlich verwaltet, sie ist zur Benutzung im Freispiel oder zum Einsatz bei Angeboten bestimmt, mit dem Ziel sich auf die Eigenverantwortung für die Schulmaterialien vorzubereiten, Verantwortung zu übernehmen.

 

Bei unseren Angeboten unterscheiden wir zwischen:

Exkursion

Ziel: Ihr Lebensumfeld und die Institutionen des Gemeinwesens näher kennen lernen, ihren Erfahrungshorizont und ihr Wissen erweitern, sich bewusst als Gruppe („zukünftige Schulanfänger“) erleben

Unsere Exkursionsziele sind eine Wanderung zu einer Sehenswürdigkeit der Umgebung, Besuch der Feuerwehr, Rathaus, Zahnarztpraxis, Kirchenbesuch, Besuch der Kunstschmiede im Dorf, Musikverein, Freilichtbühne Hornberg, Kunstmuseum

Projekte

Ziel: Ausdauer, erhöhte Konzentration, Wissensvertiefung, komplexere Aufgaben lösen lernen, planendes Vorgehen und gemeinsame Auswertung üben, Formen der mündlichen und schriftlichen Darstellung entwickeln, Stärkung der Sozial- und Entscheidungskompetenz.

  • Matheprojekt „Komm mit ins Zahlenland“
  • Projekt zur ganzheitlichen Wahrnehmung „Alle meine Sinne“
  • Musikprojekt „Komm wir machen Musik“
  • Sprachförderung „Wuppi`s Abenteuer“
  • Kunstprojekt „Farbe in Bewegung“, „An die Pinsel farbig Los“, „James Rizzi“ (Thema wechselt, richtet sich nach den Bedürfnissen der Kinder)
  • Erste Hilfe Projekt „Keiner ist zu klein um Helfer zu sein“
  • Das Element Feuer
  • u.a.

Teilnahme an verschieden Aktionen

Ziel, am Dorfgeschehen teilzunehmen, besondere Aufgaben zu bewältigen, seine Fähigkeiten selbstständig einbringen. Öffentlichkeitsarbeit.

  • Weihnachtsbaum schmücken in der Sparkasse
  • Teilnahme am Umwelttag
  • Jährliche Kunstaustellung in der Volksbank

Im Schlaufuchstreff bringen die einzelnen Erzieherinnen ihre besonderen Fähigkeiten, Ressourcen ein, jedem Projektbereich ist eine Erzieherin zugeordnet. In die Projektarbeit vom Schlaufuchstreff haben auch die Eltern die Möglichkeit sich einzubringen.

Abschiedsfest

Kurz vor den Sommerferien findet das Abschiedsfest der Großen statt. Traditionell wir ein Piratenfest gefeiert. Außerhalb der Öffnungszeiten, so haben die Großen den Kindergarten ganz für sich. Es trägt zur Stabilisierung der Gemeinschaft bei , die Kinder mögen die Herausforderung des Piratenlebens, können sich selber mit einbringen und wir haben viel Spaß.

Kooperation mit der Grundschule

Kooperation GrundschuleDamit der Übergang zur Brücke wird, beginnen wir zu Beginn des letzten Kindergartenjahres die Kooperation mit Richard-Dorer-Schule. Kooperationslehrerin ist Frau Thrum. Zu Beginn des letzten Kiga-Jahres erstellen Kindergartenteam und Kooperationslehrerin einen Plan für das Jahr:

  • Termine für die wöchentlichen Kooperationsbesuche im Kindergarten
  • Gemeinsame Schulbesuche
  • Termine für den Austausch von Beobachtungen
  • Termin für den runden Tisch, Gespräch Eltern, Bezugserzieherin, Kooperationslehrer zur Entwicklung des Kindes

Regelmäßig geht der Schlaufuchstreff auch in die Sporthalle der Schule, die mit ihren Rahmenbedingungen, Material , Größe für diese Altersgruppe besonderen Anreiz hat. Seit September 2013 besteht eine Lesepatenschaft . Schüler der Grundschule kommen in den Kindergarten und lesen unseren Kindern in der Leseecke vor. Für unsere Kinder eine Motivation lesen lernen zu möchten, für die Schulkinder Anreiz und Selbstbestätigung.

In Schlaufuchstreff erleben sich die Kinder in einer altershomogenen Gruppe. Sie messen sich gegenseitig, dadurch lernen sie, dass es Schwächen und Stärken gibt. Wie gehe ich damit um. Es ist uns wichtig, die Kinder im letzten Jahr auch in den sozial emotionalen Bereichen zu fördern, Handlungskompetenzen zu entwickeln, Konfliktfähigkeit zu üben. Dazu tragen unterschiedliche Angebote, wie Gespräche, Geschichten, Rollenspiel usw. bei.

 

Beobachtung und Dokumentation

Ziel: Systematische Beobachtung und Dokumentation der Entwicklung aller Kinder als Ausgangspunkt für die weitere pädagogische Planung, als Grundlage kollegialer Beratung, für Entwicklungsgespräche mit Eltern und mit der Kooperationslehrer(in), Berücksichtigung der persönlichen Eigenart des einzelnen Kindes und seiner Lerngeschichte. Mögliche Beobachtungsinstrumente entnehmen sie unserem Beobachtungskonzept.

 

Kriterien für einen gelungenen Übergang

  • Das Kind freut sich auf die Schule und ist stolz darauf ein Schulkind zu sein
  • Das Kind kennt den Weg zur Schule bzw. weiß, wo die Schule liegt.
  • Das Kind kennt seine Ansprechpartner(innen) in der Schule, den Tagesablauf und die Räume und bewegt sich sicher im Schulgebäude.

 

Auswertung des Übergangs
Überprüfung, ob die pädagogischen Ziele erreicht sind. Systematische Überprüfung, ob der Übergang nachhaltig gelungen ist, oder ob es grundlegender Veränderungen bedarf. In einem zeitlich vereinbarten Abstand zum Schulbeginn, wird anhand festgelegter Kriterien zwischen Lehrerin-Erzieherin ein Reflexionsgespräch über den Verlauf der Kooperation geführt.